Wohnraumlueftung-energiehausplus-forschungsprogramm

Effizienzhaus Plus geht mit gutem Beispiel voran

Der Wunsch von Familie Klawitter aus Bad Homburg war ein Effizienzhaus Plus mit positiver Energiebilanz und abgestimmtem Energiekonzept. Es sollte ebenso förderfähig sein wie ein Passivhaus, um als Modellprojekt zu fungieren und die Bauweise später in der Breite realisierbar zu machen. Die Umsetzung erfolgte über eine energieeffiziente Bauweise sowie eine Photovoltaikanlage auf dem Dach. Als Herzstück der Haustechnik galt es, eine zentrale Wohnraumlüftung mit Wärmerückgewinnung zu installieren.

Um Rückschlüsse auf das Zusammenspiel der einzelnen Elemente und die Energiebilanz ziehen zu können, wurde ein Langzeit-Monitoring als Forschungsprogramm des Bundesministeriums für Verkehr, Bau und Stadtentwicklung aufgesetzt.

Lösung / Umsetzung

Energie sparen bei frischer Luft

Das eingebaute zentrale Lüftungssystem mit Wärmerückgewinnung erfüllt zum einen die Bedürfnisse nach angenehmen Wohnen und gesundem Leben. Zum anderen trägt sie zusätzlich zur positiven Energiebilanz im Neubau von Familie Klawitter bei. Die benötigte Frischluftmenge wird – nach vorheriger Analyse und Berechnung durch den Fachplaner – den einzelnen Wohnräumen zu- und die verbrauchte Abluft gleichzeitig abgeführt. Außerdem wird durch die integrierte Wärmerückgewinnung die kältere Zuluft von der wärmeren Abluft aufgewärmt.

Mit dieser Systematik lassen sich mehr als 60 Prozent der Lüftungswärmeverluste vermeiden. Dadurch werden die Nebenkosten dank der eingesparten Heizenergie deutlich reduziert. Zudem wird weniger CO2 ausgestoßen und die Feuchtigkeit zuverlässig nach außen abtransportiert, was Schimmel- und Feuchteschäden wirksam vorbeugt. Dies sorgt langfristig für eine Werterhaltung der Immobilie. Alle im Haus verlegten Luftleitungen führen im Hauswirtschaftsraum zusammen, wo auch das Lüftungsgerät hängend an der Wand installiert wurde.

Keine Chance für Pollen und Feinstaub

Wohnraumlüftungsanlagen mit Wärmerückgewinnungseffekt überzeugen nicht nur durch energetische Werte. Sie gewährleisten auch den erforderlichen Mindestluftwechsel gemäß der aktuellen Lüftungsnorm (DIN 1946-6). Weiterhin ist die zentrale Lüftungsanlage durch eine ganze Reihe technischer Zusatzausstattungen erweiterbar. Ein spezielles Luftaufbereitungssystem befreit die Luft von aggressiven Pollen und Staubpartikeln, so dass auch die Allergiker in der Familie wieder aufatmen können.

Der Feinstaub in der Außenluft wiederum lässt sich mit einem elektrostatisch aufgeladenen Zusatzfilter abfangen. Die Möglichkeit einer effizienten Filtertechnologie war dem Bauherrn sehr wichtig, denn dadurch herrschen überall im Haus saubere und gesunde Luftverhältnisse. „Gerade in der Anfangsphase, in der Baustoffe und neue Möbel ausdünsten, fühlten wir uns mit einem mechanischen Lüftungssystem, das auch diese Schadstoffe zuverlässig abtransportiert, einfach sicherer,“ klärt Steffen Klawitter auf.

Nutzerunabhängige Betriebsweise

Ein weiterer Vorteil eines automatisierten Lüftungssystems ist es, dass für die Bewohner keinerlei Notwendigkeit besteht, in die Lüftung einzugreifen. Die Luftqualität ist unabhängig vom Lüftungsverhalten der Bewohner. Denn der Clou eines Lüftungssystems besteht ja gerade darin, dass ein kontinuierlicher Luftaustausch bzw. eine Zuführung von Frischluft bei dauerhaft geschlossenen Fenstern stattfindet. Die Familie profitiert so von bester Raumluft und einem verbesserten Wohnkomfort. Zusätzlich sinkt das Interesse von Einbrechern, da geschlossene Fenster weniger Einstiegsmöglichkeiten bieten.

Ergebnis/Fazit

Die Gesamtenergiebilanz für ein Effizienzhaus Plus ist besser als die eines Passivhauses. Rund 9000 kWh Strom produziert die Photovoltaikanlage der Familie Klawitter jedes Jahr. Im ersten Jahr wurde bereits Ende Mai ein Energieüberschuss erwirtschaftet. Die Baukosten sind trotz der energieeffizienten Maßnahmen mit üblichen KfW-55-Einfamilienhäusern vergleichbar.

Damit hat das Zuhause von Familie Klawitter Modellcharakter und wurde mit 7.000 Euro analog der Passivhausförderung unterstützt. Oberbürgermeister Michael Korwisi erachtet dieses Projekt als zukunftsweisend: „Die Stadt fördert hier erstmalig ein Effizienzhaus Plus und das aus gutem Grund. Wir sehen in nachhaltigen Bauvorhaben die Zukunft, denn Immobilien zählen zu den großen Energieverbrauchern." Die Summe der energieeffizienten Gesamtmaßnahmen gleicht den leicht erhöhten Energiebedarf im Vergleich zum Passivhaus aus. Insbesondere die Flexibilität und Leistungsfähigkeit der Wohnraumlüftungsanlage hat Familie Klawitter letztlich überzeugt.

Daten & Fakten

Gebäudeart:
Einfamilienhaus (Neubau)

Baustandard:
Effizienzhaus Plus, ausgezeichnet mit dem DMK Award für nachhaltiges Bauen (2015)

Geschosse:
3

Energetische Besonderheiten des Neubaus:
3-fach verglaste Fenster mit hohem Einstrahlungsgewinn; Luft-Wasser-Wärmepumpe; Photovoltaikanlage (produziert jährlich rund 9.000 kWh Strom) und Dachkonstruktion mit geringer Wärmedurchlässigkeit

Heizenergiebedarf pro Quadratmeter:
22 kWh / Jahr

Lüftungssysteme:
Zentrale Lüftungsanlage mit Wärmerückgewinnung, inkl. Luftverteilsystem in der Dämmung mit Flachkanälen; Sonderausstattung: Sole-Erdwärmetauscher (kühlt im Sommer, wärmt im Winter)

Galerie

  • Lüftungsgerät im Hauswirtschaftdaum

    Das Herz der Lüftungsanlage schlägt im Hauswirtschaftraum der Familie Klawitter: Ein zentrales Lüftungsgerät mit Luftverteilsystem.

  • Unauffällige Luftauslässe

    Unsichtbare Technik: Die Luftauslässe am Fußboden integrieren sich unauffällig in das Wohnzimmer der Klawitters.

  • Luftauslässe im Wohnraum

    Im Wohnzimmer beispielsweise strömt durch die Luftauslässe frische Luft in den Wohnraum, während die verbrauchte Raumluft nach draußen abgeführt wird. Durch die integrierte Wärmerückgewinnung wird weitere wertvolle Wärmeenergie eingespart.

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